Seit einigen Jahren nimmt auch in Freiburg die Repression und Polizeigewalt auf Demonstrationen und Aktionen merklich zu. Vor allem unangemeldete Demonstrationen sehen sich zu oft einem überdimensionalen, martialisch auftretenden und gewalttätigen Polizeiaufgebot gegenüber. Doch auch spontane Proteste bekommen die Härte der Staatsgewalt zu spüren. Sie reicht von willkürlichen Personalienfeststellungen, Festnahmen bis hin zu stundenlangen Kesseln rund um die Auflösungspunkte. Die sogenannte Freiburger Linie der „Deeskalation und Befriedung sozialer Proteste“ wurde aufgegeben. Freiburg ist schon längst in der „bitteren Realität“ angekommen.
Wir haben den Eindruck, dass in Freiburg viele Menschen alleine, schlecht informiert und ziellos unterwegs sind. Das kann schnell zu chaotischen Situationen, Verletzungen und unnötiger Repression führen.
Um dennoch erfolgreich und vor allem unbeschadet Proteste, Demonstrationen und Aktionen durchführen zu können, ist es wichtig, sich gemeinsam mit Freund_innen in Bezugsgruppen zu organisieren. In den folgenden Absätzen wollen wir erklären, was eine Bezugsgruppe ist, welche Aufgabe sie hat und was es sonst noch so zu beachten gibt.
Knowing me, knowing you! Was ist eine Bezugsgruppe und was sind ihre Aufgaben?
Bestimmt haben sich manche schon mal gewundert, weshalb einige Leute auf Demos sich immer komische Begriffe zurufen wie „Sterni“, „Lila“ oder ähnliches. In diesem Fall seid ihr Menschen begegnet, die zu einer Bezugsgruppe gehören und z.B. versuchen, ihre Begleiter_innen wiederzufinden. „Sterni“ ist dann das Rufwort dieser Bezugsgruppe, damit jede_r weiß, dass es den Wunsch gibt, sich zu sammeln, etwas Wichtiges zu tun oder zu besprechen. Der Vorteil besteht darin, dass ihr nicht die richtigen Namen eurer Freund_innen rufen müsst, was ja etwa auch für die Bullen von Interesse sein könnte.
Aber was macht eine Bezugsgruppe im Wesentlichen aus?
Zunächst ist zu sagen, dass eine Bezugsgruppe grundsätzlich nur aus Personen bestehen sollte, die sich gut kennen, ein ähnliches „Level“ und Vorstellungen haben.
Eine Bezugsgruppe kann etwa aus 5-10 oder auch mehr Personen bestehen. Allerdings gibt es unterschiedliche Funktionen und Aufgaben in so einer Gruppe, die, wenn möglich, auch von jemandem wahrgenommen werden sollten und daher die Minimalgröße von 5 Personen erklären.
When all is said and done. Organisation einer Bezugsgruppe
Im Vorfeld von Demonstrationen oder Aktionen sollte ein Bezugsgruppentreffen stattfinden, um eure Daten (Name, Geburtsdatum und Wohnort) und Informationen auszutauschen.
Wichtig sind immer auch Stadtpläne, z.B. mit der Demonstrationsroute, möglichen „Zielen“, sowie die Telefonnummer des Ermittlungsausschusses, des Infotelefons oder des Tickers.
Sprecht darüber, was ihr machen wollt, wie ihr euch den Tag vorstellt und vor allem, was ihr euch zutraut. Grundsätzlich ist es notwendig, tatsächlich konkrete Aktionen, Möglichkeiten und „Ziele“ zu diskutieren, da jede Bezugsgruppe eigenständig handeln muss. Dabei sollte immer gelten, dass jedes Mitglied der Gruppe die Entscheidungen mittragen kann und niemand in eine Situation kommt, in der er_sie sich völlig überfordert fühlt oder ein mögliches Risiko nicht eingehen will. Es sollte das Prinzip des schwächsten Glieds gelten – das schwächste Glied einer Kette ist das stärkste – denn an ihr reißt die Kette!
Achtet darauf, dass ihr zu Demonstrationen oder Aktionen möglichst gemeinsam an- und abreist, um keine_n zu verlieren, oder um mitzubekommen, wenn einer Person etwas zustößt.
And action. Was kann eine Bezugsgruppe machen?
- Bezugsgruppen schützen sich und andere vor gewalttätigen Übergriffen von Polizist_innen, Nazis oder Aktivbürger_innen
- Eine Bezugsgruppe hält zusammen und passt aufeinander auf
- Bezugsgruppenmitglieder sollten in der Lage sein, schnellstmöglich Entscheidungen im Konsens zu treffen. Dies wird natürlich durch lange Freundschaft, Vertrauen, ein ähnliches „Level“, aber auch durch offene Kommunikation untereinander vereinfacht
- Im Falle von Repression teilen die anderen Mitglieder deiner Bezugsgruppe deine Daten dem EA mit
- Bezugsgruppen können dezentral agieren, politische Inhalte außerhalb eines Polizeikessels transportieren und somit polizeiliche Maßnahmen erschweren
- Wichtig ist es, immer eine Person dabei zu haben, welche im Falle von Verletzungen erste Hilfe leisten kann und auch das dazu nötige Material dabei hat
Für ausführlichere Infos empfehlen wir den Bezugsgruppenreader: bezugsgruppenreader.so36.net
Wozu eure Bezugsgruppe fähig ist, ist das was ihr draus macht!
Lasst euch nicht erwischen, Repression in die Tonne kloppen!
It’s time to organize!
Ermittlungsausschuss (EA) Freiburg
0761/ 409 72 51 | ea-freiburg[at]linksunten.ch | lunte.indymedia.org/ea
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