Ein Übersichtsartikel findet sich auf linksunten.indymedia.org
Am 9. und 10. Mai findet in Freiburg ein lokaler Blockupy Kongress statt. Mit dem Kongress wollen wir zu Blockupy 2014 auch hier vor Ort in die Puschen kommen! In vielen spannenden Workshops und Vorträgen wollen wir Widerstandsformen aufzeigen und über Möglichkeiten und Perspektiven gemeinsamen Handelns für Demokratie, Solidarität und Commons diskutieren.
Eröffnungsveranstaltung: Internationalistische Podiumsdiskussion Freitag 09.05 | 20 Uhr | Uni Freiburg KG I
Sie verlassen den demokratischen Sektor! Zwischenberichte aus fünf Jahren Krise
Podium: Sanz Alcantra: Spanien, Aktivist der M15 Bewegung & Andalusian Workers Union (SAT), Georg Frigger: Blockupy Koordinierungskreis, desweiteren sind eingeladen: Interventionistische Linke Tübingen & AktivistInnen aus Italien
Ein Abendgespräch über das Leben unter der Troika, über die Folgen der Krisenpolitik in ganz Europa, über neue gefährliche Klassen und tödliche Grenzziehungen, über entstandene Solidarität und das Ende der Hoffung. In dieser Veranstaltung wollen wir die Gelegenheit nutzen, mit Aktivist_innen über regional unterschiedliche Wirklichkeiten der Krise und die Möglichkeit gemeinsamer politischer Konzepte von Solidarität und Allianzen zu diskutieren. Wir diskutieren den Kontext von Krise und Troikapolitik, Voraussetzungen für starken Widerstand und die Rolle von ungehorsamen Massenprotesten. Wir gehen dabei auf die europäische Dimension von Widerstand und Vernetzung ein und fragen auch welche Bedeutung Blockupy hierbei hat.
Workshops Slot I Samstag 10.05 | 11-13 Uhr | Uni Freiburg KG I
Der EZB den roten Teppich wegziehen! Wie sieht Blockupy 2014 aus?
Referent: Georg Frigger: Blockupy Koordinierungskreis & Blockupy Freiburg
Mit den Aktionstagen im Mai und den bereits geplanten Protesten gegen die EZB Eröffnung im Herbst wirkt Blockupy 2014 dezentral und doch gemeinsam. In diesem Workshop möchten wir daher diskutieren: Welche Impulse werden in den unterschiedlichen Städten geboren, was ist der Kern der Blockupy-Proteste? Außerdem gilt es Bilanz zu ziehen aus zwei vergangenen Jahren. Was ist der aktuelle Stand der Aufarbeitung von Verfahren, Klagen und Repression?
Vom Zapatistischen Aufstand zur Autonomie – Die EZLN (Ejército Zapatista de Liberación Nacional)
Referentinnen: Menschenrechtsbeobachterinnen in zapatistischen Gemeinden
Im Südosten Mexikos, in den Bergen des Bundesstaates Chiapas, gründete sich 1983 die EZLN. Mit ihrem bewaffneten Aufstand 1994 riefen sie: „Ya Basta! – Es reicht!“ und forderten Gerechtigkeit, Freiheit und Würde. Es entstand eine libertäre, basisdemokratische Bewegung, die sich für bessere Lebensbedingungen, Anerkennung der indigenen Rechte und Entmilitarisierung einsetzt. Eine Einführung in die Entwicklung des Aufstandes, Einblicke in die autonomen Strukturen der Zapatistas sowie die aktuelle Situation in Chiapas.
Gemeinsam gegen europäische Krisenpolitik! Blockupy und Arbeitskämpfe zusammenbringen!
ReferentIn: Rosa-Luxemburg-Stiftung, Studentische Aktion Berliner Arbeitskampf (SABA)
Während auf der einen Seite Gewerkschaften Mitgliederschwund beklagen, steigt gleichzeitig die Zahl an Streik-Aktionen. Vor allem kaum oder gar nicht organisierte Beschäftigte trauen sich mit kreativen Aktionen auf die Straße, etwa im Einzelhandel oder in Kitas. Blockupy 2013 hat bereits versucht eine Verbindung zwischen antikapitalistischen Protesten und dem Widerstand der Beschäftigten herzustellen. Doch wie können wir GewerkschaftsaktivistInnen noch besser in die Blockupy-Proteste einbinden und wie sieht praktische Solidarität mit den Beschäftigten aus?
Workshops Slot II Samstag 10.05 | 14-16 Uhr | Uni Freiburg KG I
Prozesse der Selbstorganisierung in Zeiten der Krise? Berichte zu Griechenlandreisen 2012-2014
ReferentInnen: Gruppe LevelUP – kommunistische Gruppe (organisiert im “umsGanze!” Bündnis)
Im mittlerweile sechsten Jahr der Krise herrscht insbesondere hierzulande der allgemeine Tenor vor, dass die Krise vorbei sei. Indes geht das autoritäre Austeritätsprogramm der Troika aus EU, EZB und IWF unvermindert weiter und hat insbesondere im Süden Europas verheerende Auswirkungen und bedeutet für Millionen Menschen Verarmung, Perspektivlosigkeit und die Einschränkung ohnehin schon kritikwürdiger bürgerlicher Freiheiten.
In den ersten Jahren der Krise kam es dabei bei verschiedenen Gelegenheiten zu gewaltsamen Konfrontationen zwischen Betroffenen und staatlichen Kräften. Mit den Jahren scheint sich allerdings die Erkenntnis durchzusetzen, dass es nicht nur genügt, gegen die herrschenden Verhältnisse auf die Straße zu gehen, sondern auch proaktiv an anderen Formen gesellschaftlichen Zusammenlebens im Kontext von #democracy, #commons and #solidarity zu arbeiten. Anhand von Berichten der Referent*innen von Reisen nach Griechenland sollen exemplarisch Formen und Entwicklungen von Selbstorganisierungen in Griechenland vorgestellt werden, wie z.B. Organisierungen im Umfeld Sozialer Zentren, Lebensmittelkooperativen, die Organisierung der selbstverwalteten Fabrik Vio.Me in Thessaloniki oder der Kampf gegen geplante Goldminen in Chalkidiki. Anschließend soll diskutiert werden, was dies mit der Situation in Deutschland, Blockupy und der geplante Blockade der EZB-Eröffnung im Herbst zu tun hat.
Theorie der (Finanz-)Krise. Warum Spekulation und Staatsverschuldung nicht die Ursache der Krise sind!
Referent: Ernst Lohoff (Gruppe Krisis)
Die Weltgesellschaft schafft mit immer weniger Arbeit immer höhere Güterberge und doch heißt es weltweit, wir müssten endlich den Gürtel enger schnallen und aufhören über unsere Verhältnisse zu leben. Diese Grundverrücktheit unserer Krisenepoche dechiffriert Ernst Lohoff in dem Workshop “Die große Entwertung” als Widerspruch zwischen zwei verschiedenen Reichtumsformen. Das warenproduzierende Weltsystem bringt das Kunststück fertig, gleichzeitig immer mehr und immer weniger Reichtum zu erzeugen. Immer mehr Gebrauchswertreichtum, aber immer weniger kapitalistischen Reichtum, Reichtum an Wert.
Im Lichte dieser aus der Marxschen Kritik der Politischen Ökonomie abgeleiteten These erscheint die viel kritisierte Aufblähung der Finanzmärkte in einem ungewohnten Licht. Dass sich seit drei Jahrzehnten Aktien, Schuldtiteln und Derivaten explosionsartig vermehren, stellt keine auf dem Boden des Kapitalismus korrigierbare Fehlentwicklung dar. Angesichts der dritten industriellen Revolution erlaubte vielmehr nur der finanzindustrielle Vorgriff auf künftigen Wert, die Vermehrung von “fiktivem Kapital” (Marx), die Kapitalakkumulation aufrechtzuerhalten.
Angesichts dieser Diagnose entpuppt sich die gängige Antwort auf die Krise des “finanzmarktdominierten Kapitalismus” als haltos. Eine Rückkehr zu einem Kapitalismus der ehrlichen Arbeit, in dem die Finanzmärkte nur eine dienende Rolle spielen, kann es nicht geben. Diese Gesellschaft ist zu produktiv für Kapitalismus und Warenproduktion und braucht eine emanipative Bewegung, die eine Neubestimung des gesellschaftlichen Reichtums erkämpft.
Gesundheit ist (k)eine Ware! Zur Kritik der politischen Ökonomie des Gesundheitswesens
ReferentIn: Worker Center Initiative Freiburg
Spätestens seit dem Einbruch der »New Economy« Ende der 90er Jahre soll das Gesundheitswesen zur Lokomotive für Jobs und Profite werden. So ist es kein Widerspruch, über zu hohe Kosten zu klagen, aber gleichzeitig mehr Geld ins Gesundheitswesen zu pumpen. Die Personalkürzungen an der Uniklinik, der Plan, hier eine profitable »Gesundheitsregion« zu installieren, stehen in diesem Zusammenhang. Was bedeutet das für die sog. »Gesundheit«? Können die ArbeiterInnen in diesem Bereich die Entwicklungen mitbestimmen?
Workshops Slot III Samstag 10.05 | 16-18 Uhr | Uni Freiburg KG I
Auf zu neuen Wegen. Mit gewerkschaftlichem Organizing aus der Krise?
ReferentInnen: IG Bau Ortenau
Die Zeit der Sozialpartnerschaft hat seitens der Unternehmer ihr Ende gefunden. Wir Lohnabhängige sehen uns nicht erst seit der Krise mit eklatanten Einschnitten in Arbeitswelt und Leben konfrontiert. Das Erproben neuer, partizipativer Ansätze hat innerhalb der Gewerkschaften begonnen. Wir wollen uns gemeinsam mit euch über Möglichkeiten einer umfassenden Gewerkschaftsarbeit klar werden.
Caring for Communism? Die Care Seite der Krise
ReferentInnen: Gruppe d.i.s.s.i.d.e.n.t. Marburg
Wir befassen uns im Workshop mit der häufig unsichtbaren Seite von Arbeit auch Care-Arbeit, Reproduktionsarbeit oder Sorgearbeit genannt. Wir alle machen diese Arbeit täglich – im Zeichen neoliberaler Sparpolitiken unter zunehmend prekären Bedingungen. Wir begreifen Care-Arbeit als gesellschaftliches Aushandlungsfeld, auf dem entlang sozialer Ungleichheiten (race, class, gender) Bedürfnisse ausgehandelt und Abhängigkeiten (re-)produziert werden. Im Workshop wird es darum gehen gemeinsam zu erarbeiten, was Care-Arbeit eigentlich ist, wo sie uns wie in unserem Alltag beschäftigt und wie sie organisiert wird. Ziel ist es erste Ansatzpunkte und Alternativen linker Praxis und Intervention zu finden. Wie können wir Care jenseits von Staat und Kapital organisieren? Wie aktiv werden? Wie können wir an Aktionen des Care-Mobs während Blockupy 2013 anknüpfen und diese weiterentwickeln?
Die AfD: (Neue) Rechte Antworten auf die Krise?
Referent: Andreas Kemper; Publizist und Soziologe
Der Aufstieg der AfD erfolgte außergewöhnlich rasant und ist nicht minder gefährlich. Was sind die Hintergründe und wer sind die Förderer der neuen rechten Bewegung? Warum tauchen Begriffe wie “direkte Demokratie” und “alternative Bewegung” plötzlich im Zusammenhang mit nationalistischer Abkapselung, sozialem Elitedenken und Marktradikalismus auf? Wie können wir als Antifaschisten auf diese Partei reagieren, die Rassisten und Sozialdarwinisten jeder Couleur mit offenen Armen empfängt? Der Referent stellt sein Buch „Rechte Euro-Rebellion – Alternative für Deutschland und Zivile Koalition e.V.“ vor.