Geänderte Referenten: Die Veranstaltung zum Jahrestag des Einsturzes der Textilfabrik Rana Plaza kann nicht wie geplant mit der pakistanischen Gewerkschafterin Zehra Khan stattfinden. Die deutschen Einreisebehörden verweigern Zehra das Schengen-Visum. Stattdessen wird Thomas Seibert von medico international zu dem Thema sprechen.
Über Geschmack lässt sich streiten – über Ausbeutung nicht!
Der 24. April ist der Jahrestag des Rana Plaza-Einsturzes bei der mehr als 1127 Menschen getötet und 2438 verletzt wurden. Als ein vorläufiger Höhepunkt einer ganzen Serie von Katastrophen begräbt an diesem Datum 2013 ein neun stöckiges Hochhaus in Bangladesch Tausende Näherinnen und Näher unter sich. Der Einsturz des Rana Plaza Komplex löst sogar hierzulande Diskussionen über die mörderischen Bedingungen in der Textilindustrie aus. Nicht zuletzt weil auch deutsche Unternehmen dort produzieren ließen.
Am 11. September 2012 verbrennen bei einem Brand in einer Textilfabrik in Karatschi in Pakistan 300 Menschen. Am 24. November 2012 ereignet sich wieder ein Großband in einer Textilfabrik, diesmal in Dhaka. 100 Menschen sterben, weil sich Stromleitungen entzünden und Brandschutz als entbehrlich galt. Am 24. April 2013 folgt in Savar, ebenfalls in Bangladesch, die bislang verheerendste Katastrophe.
Am traurigen Jahrestag des Einsturzes haben wir Zehra Khan, Generalsekretärin der Homebased Women Workers Federation (HBWWF) aus Karatschi, Pakistan eingeladen, um auf die unmenschlichen Arbeits- und Lebensbedingungen hinzuweisen, die in direkter Verbindung mit einem weltweiten ausbeuterischen Wirtschaftssystem stehen.
Die Homebased Women Workers Federation (HBWWF) ist offiziell als gewerkschaftliche Vertretung von Heimarbeiterinnen in Pakistan anerkannt. Nach dem Großfeuer in der Textilfabrik Ali Enterprises vom 11. September 2012 stellte sich die HBWWF sofort an die Seite der Opfer und Hinterbliebenen. Zehra Khan wurde zu einer Sprecherin des Workers Rights Movement (WRM), in dem die Überlebenden von Ali Enterprises um ihr Recht auf volle Entschädigung, aber auch für die Verbesserung der Sicherheit ihrer Arbeitsplätze und natürlich die grundlegende Verbesserung ihrer Arbeitsbedingungen streiten. Tragende Grundlage des Engagements von Zehra Khan ist der doppelte Einsatz für die Rechte der oft in sklavenähnlicher Abhängigkeit lebenden Arbeiterinnen und Arbeiter und für die Rechte der Frauen in einer muslimischen Gesellschaft: in Pakistan ein lebensgefährliches Unternehmen.
Von den Sklavenbetrieben in Bangladesch, Pakistan, Indien und anderen Ländern spannt sich das Netz der mitverantwortlichen Profiteure bis zu uns als EndverbraucherInnen. Im Wettbewerb um Aufträge drücken Textilfirmen die Produktionskosten ohne jede Rücksicht auf Gesundheit und Leben ihrer Beschäftigten. Ihre europäischen Auftraggeber planen die menschenverachtenden Bedingungen in ihre Kostenkalkulation mit ein. Auf ausländische Investitionen angewiesen, verschließen die Regierungen des Südens die Augen vor Verstößen gegen Sicherheitsstandards oder Arbeitsrechte. Das Netz der Mitverantwortung ist Teil eines globalen Wirtschaftssystems, das auf Ausbeutung und gnadenlosem Wettbewerb beruht.
Ali Enterprises ist kein Einzelfall – ob in Bangladesch, Pakistan, China, usw. – weltweit bezahlen und bezahlten hunderte und tausende zumeist Frauen die Billigproduktion der Bekleidungskonzerne, wie z.B. Kik, Mango und Benetton, C&A, Walmarkt, Primark, Zara, H&M mit ihrem Leben.
24.04.2014 | 19.00 Uhr | Uni Freiburg, Hörsaal 1098
Eine Veranstaltung der Antifaschistischen Linken Freiburg, im Rahmen der Blockupy-Freiburg Veranstaltungsreihe, in Zusammenarbeit mit medico International und der interventionistischen Linken Karlsruhe. Unterstützt von Zündstoff