Anarchistischer Aufruf zur Beteiligung an den Aktivitäten am 1. Mai in Freiburg
Wir unterstützen den Aufruf verschiedener Basisgewerkschaften aus Bangladesch, Indonesien, Indien, Deutschland, Schweden & den USA zum „Global May Day 2019„. Auf der Freiburger Gewerkschaftsdemonstration wollen wir eine transnationale Perspektive für Arbeiter*innenkämpfen sichtbar machen und dem Standortnationalismus der DGB Gewerkschaften eine deutliche Absage erteilen. Am Nachmittag findet wie jedes Jahr das selbstorganisierte Straßenfest im Grün statt!
10:30 Uhr – Stühlinger Kirchplatz – Antikapitalistischer Block auf der DGB Demo
14:30 Uhr – Selbstorganisiertes Straßenfest im Grün
Global May Day 2019
Jedes Jahr finden zum 1. Mai weltweit zahlreiche Proteste und Streiks statt, um den Tag der Arbeiter*innenbewegung zu würdigen. Mit diesem Aufruf, der von einigen Syndikaten der Basisgewerkschaften FAU (Freie Arbeiter*innen-Union) und IWW (Industrial Workers of the World) initiiert wurde, wollen wir Basisgruppen, Gewerkschaften und Initiativen weltweit dazu animieren, ihre 1. Mai Aktionen miteinander zu verbinden, um dem Kampf dadurch sichtbar eine transnationale Dimension zu verleihen.
Wir, Lohnabhängige und Studierende, werden gemeinsam solidarisch zusammenstehen, da wir unabhängig von unserem Wohnort in demselben Kampf gegen gewinnorientierte Interessen eingebunden sind. Kürzungen sozialer Dienstleistungen in öffentlichen Haushalten, Outsourcing, das Drücken von Löhnen, Privatisierungen, ansteigende Lebenshaltungskosten sowie Studiengebühren sind nur einige Symptome, die im direkten Zusammenhang mit dem globalen Wirtschaftssystem stehen. Ein System welches auf Ausbeutung und Wettbewerb basiert und die Kommerzialisierung aller Lebensbereiche vorantreibt.
Der stetig zunehmende Leistungsdruck macht uns krank, sei es am Arbeitsplatz, in der (Hoch-)Schule und leider auch im wachsenden Maße während der Kindheit und Jugend. Die Mechanismen der Marktwirtschaft und die damit einhergehenden nationalstaatlichen Strukturen führen dazu, dass die Anpassung an das Diktat der Wettbewerbsfähigkeit sowie die Mehrwertproduktion priorisiert, anstatt dass emanzipatorische Fähigkeiten gefördert werden.
Wir wollen dieses System nicht nur stören, sondern streben an, es zu überwinden.
Durch den transnationalen Charakter des kapitalistischen Systems, ist
es für Lohnabhängige notwendig sich ebenfalls auf globaler Ebene zu
vernetzen. Durch diese Vernetzung können globale Zusammenhänge, die
lokale Bedingungen maßgeblich prägen, sichtbar gemacht werden. Außerdem
eröffnet es Möglichkeiten und erschließt Potentiale im Kampf gegen
Ausbeutung und prekäre Arbeits- und Lebensbedingungen. Die
Verhandlungsmacht von Arbeiter*innen würde sich enorm erhöhen, wenn wir
uns innerhalb von Wertschöpfungsketten zusammenschließen würden. Stellen
wir uns vor, welchen Unterschied es gemacht hätte, wenn die streikenden
Minenarbeiter in Marikana (Südafrika) mit den Arbeiter*innen in den
Chemiewerken von BASF in Deutschland vernetzt gewesen wären und
gemeinsam gekämpft hätten, besonders vor dem Hintergrund, dass BASF eine
Hauptabnehmerin der geförderten Rohstoffe ist. Solche Verbindungen
hätten die Ereignisse wesentlich beeinflussen, vielleicht das Massaker im Jahr 2012 sogar verhindern können.
Ein weiteres Beispiel sind Proteste von Näher*Innen in Sri Lanka am 27.11.2018
(sie produzieren für H&M), welche für Löhne, die zum Leben reichen
kämpfen. Am Selben Tag fanden Soli-Aktionen vor H&M-Filialen in
Europa und den USA statt. Dies verdeutlicht, dass Druck durch eine
Vernetzung der Akteur*innen innerhalb der Wertschöpfungskette, von den
Produzent*Innen, über die Mitarbeiter*Innen in den Geschäften bis hin zu
den Konsument*Innen, erzeugt werden kann.
Ähnliches gilt für
Arbeitsniederlegungen bei Amazon: Hier streikte Ver.di z.B. 2016 in
Deutschland in den Logistikzentren, da Amazon-Zentren in Polen als
Ausweichzentren genutzt wurden, organisierte die IP Solidaritätsaktionen. Mittlerweile entstehen Amazon Aktionsgruppen auf der ganzen Welt, welche sich zunehmend untereinander vernetzen.
Zu
guter Letzt möchten wir auf die Lohnabhängigen im IT-Sektor verweisen,
welche sich gegen prekäre Arbeitsbedingungen zur Wehr setzen und über
nationalstaatliche Grenzen hinweg organisieren. Als Beispiel weisen wir
an dieser Stelle auf die Initiative Game Workers Unite! sowie die im letzten November von Arbeiter*innen bei Google organisierte Streikaktion hin. An dieser beteiligten sich zehntausende Betroffene in 50 Städten weltweit.
Mit einem transnational koordinierten 1. Mai 2019 streben wir nach der Verwirklichung eines besseren Lebens durch eine stärkere weltweite Vernetzung und Solidarität. Besonders in Zeiten von wachsenden national(istisch)en und rassistischen Tendenzen, ist es uns ein Anliegen den gemeinsamen Kampf für dieses Ziel zu unterstreichen anstatt sich gegeneinander ausspielen zu lassen.
Für ein besseres Leben für alle über sämtliche Grenzen hinweg!
#1world1struggle